Deutschlernen aus dem Wohnzimmer
Gar nicht so einfach ein Tablet zu bedienen: Vor allem dann noch an einer Videokonferenz teilzunehmen, stellt viele Menschen vor Herausforderungen. Doch auch in den Schulen sind Video-Konferenzen besonders während der Corona-Pandemie ein wichtiges Kommunikationsmittel. Und so kam der Runde Tisch Lohne auf die Idee, das Sprachcamp mit den digitalen Möglichkeiten zu verbinden. Das digitale Sprachcamp für die Herbstferien war geboren.
Schon in den Sommerferien dieses Jahres hatte gut ein Dutzend Kinder am Sprachcamp des Runden Tisches in Kooperation mit der Stadt Lohne teilgenommen. Jedes Jahr sollen so vorrangig Flüchtlingskinder beim Deutschlernen unterstützt werden. Wichtig ist dabei, dass es nicht – wie in der Schule – frontalen Unterricht gibt, sondern dass die Kinder in einer kleineren Gruppe die ersten Schritte in der deutschen Sprache machen.
Genau diese Kinder haben Kerstin Sommer vom Runden Tisch Lohne und ihr Team wieder angesprochen und zum digitalen Sprachcamp in den Herbstferien eingeladen. „Wir wollen unsere Arbeit aus dem Sommer fortsetzen und da es aktuell relativ schwierig ist, sich mit vielen Kindern zu treffen, haben wir uns überlegt das Ganze im Internet zu tun“, sagt Sommer.
Jedes angemeldete Kind bekommt dafür ein Tablet, die der Runde Tisch vor einiger Zeit mithilfe der Lotto-Sport-Stiftung angeschafft hat. Darauf befinden sich Sprachlernprogramme und die App „Zoom“. Jeden Morgen sollen die Kinder sich dann gemeinsam in einer Videokonferenz treffen. „Wir lesen den Kindern eine Geschichte vor, aber animieren sie auch, sich über diese zu unterhalten“, erklärt Sommer weiter. Über den Tag hätten die Kinder dann die Möglichkeit, an den Tablets zu arbeiten und in den Programmen zu lernen.
„Wir haben solch eine digitale Ausgabe des Sprachcamps noch nie gemacht und damit ist es auch ein bisschen ein Testversuch“, erzählt Lena Dellenbach, die das Projekt für die Stadt Lohne mit betreut. Dellenbach organisiert auch die Ausleihe der Geräte. Neben dem alleinigen Sprachtraining liegt den Organisatoren ein anderer Punkt am Herzen. „Es kann gut sein, dass nach den Herbstferien wieder einige Schulen schließen müssen, was bedeutet, dass die Kinder wieder von zu Hause aus lernen müssen“, sagt Sommer. Wenn die Kinder jetzt in den Herbstferien jeden Tag mit Zoom telefonieren würden, so seien sie schon trainiert im Umgang mit der Plattform.
Um den Kindern und Eltern die Tablets und das Videokonferenzportal zu erklären, kamen sie und Mitglieder des Runden Tisches zu einem Info-Nachmittag im Ratssaal zusammen. Auch Sommer musste feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, eine Zoomkonferenz zu starten. Nach ein paar Minuten schafften sie es dann doch und alle Kinder konnten sich gegenseitig auf den Tablets sehen.
„Besonders schön ist es, dass wir nun die Möglichkeit haben den Kindern auch immer Bilder zu den Geschichten zu zeigen“, sagt Sommer. Denn das ganze Jahr lesen sie und ihre Kollegen Geschichten vom „kleinen Franz“ vor, die sie als Audiodateien an die Kinder schicken, damit diese jeden Tag eine Geschichte zum Hören bekommen. Das sei ein fester Bestandteil der Sprachförderung.
Auffällig ist, dass viele Kinder bei dem Infonachmittag schon viel mehr und fehlerfreier sprechen, als noch im Sommer. So sagt der 8-jährige Dalksh Hasan aus Lohne: „Kerstin, Kerstin, ich kann dich auf meinem Tablet sehen.“ Da muss auch Sommer lachen. Das Sprachcamp scheint erste Erfolge zu bringen.
Im Bild:
In einer Zoom-Konferenz sollen die Kinder jeden morgen zusammentreffen. Stolz zeigen Dalksh und Hala ihre Tablets.
Foto: Scholz