Café der Nationen - Mit Doina Oprisan auf Rundreise durch Moldawien
Dreimal im Jahr ist das Café der Nationen des Runden Tisch für Integration und Völkerverständigung im Industrie Museum geöffnet. Dabei stellen Lohner Mitbürger mit Migrationshintergrund ihre Heimatstaaten vor. Diesmal, so die Vorsitzende Kerstin Sommer bei der Begrüßung, lud Doina Oprisan zu „einer Rundreise durch Moldawien“ ein.
Mit charmanter Bravour, unterstützt von einer Reihe Landsleute, die wie die Referentin teilweise in Landestracht gekleidet waren, brachte sie den fast 50 Besuchern die Moldawische Republik, gelegen zwischen Rumänien und der Ukraine, näher. Das kleine Land hat auf einer Fläche von knapp 34.000km² etwa 2,4 Millionen Einwohner. Mithin ist es etwa so groß wie Nordrhein-Westfalen, hat aber deutlich weniger Einwohner als Berlin. Aufgeteilt ist es in 32 Bezirke und die Hauptstadt Chişinău hat eine Dreiviertelmillion Einwohnern. Ursprünglich zu Rumänien gehörend, wurde Moldawien 1991 unabhängig.
Wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist die Landwirtschaft, wobei neben dem Obst- der Weinanbau – 70 % sind Rotwein – eine vorrangige Rolle spielt. Weingüter wie Cricova, Milestii Miai oder Chateau Purcari wurden mehrfach international ausgezeichnet. Der Tourismus hat noch keine entscheidende Bedeutung, wenn auch das Land einiges zu bieten hat. Der Ursprung der Festung Soroca aus dem 16. Jahrhundert liegt wie vieles im Land bei „Stefan cel Mare dem Großen“, der das Land gegen das osmanische Reich verteidigte und viel Eigenständiges bewahren konnte – wie die rumänische Sprache, die weiterhin Amtssprache ist. Die drittlängste Gipshöhle der Welt „Emil Racovita“ und das Freilichtmuseum Orheiul-Vechi laden zudem ein. „Touristisch ist das Land noch nicht überlaufen, aber sehr interessant“, hatte Sommer eingangs betont.
„Eine besonders wichtige Rolle spielt die Religion,“ verwies die Oprisan auf diesen Bereich unter Hinweis auf die mehr als 40 Klöster. Der Großteil der Bevölkerung ist russisch-orthodox, wenn sich auch der Anteil moderner Orthodoxer verstärkt, die ihr Weihnachtsfest mit Weihnachtsmann am 25.12. feiern. Die Orthodoxen halten am 6. Januar fest.
Diese Streifzüge durch Moldawien und seine Kultur wurden abgerundet durch einen traditionellen Bora-Tanz, bei dem es auch einige Gäste nicht auf den Plätzen hielt. Viele kulinarische Köstlichkeiten luden zum Verzehr ein, wie Mamuliga (Maisbrezel), Placinte (unterschiedlich gefüllte Teigtaschen) und Sarmale (gefüllte Kohlrouladen). „Mit Oma Valentina alles selbst gebacken….“ erläuterte Oprisan. Die 29-jährige möchte nach ihrer Elternzeit ihr moldawisches Studium der Erziehungswissenschaften mit einer Ausbildung zur Erzieherin in Deutschland ergänzen. Eine Weinkostprobe und zwei Volksweisen, von Oprisan a-capella dargeboten, unterstrichen das moldawische Flair.
Was noch erwähnenswert ist: ausgerechnet am 3. November 24 stellte sich die amtierende Präsidentin Maia Sandu der entscheidenden Stichwahl um das Präsidentenamt. – Jetzt wissen wir, dass sie die Wahl gewonnen hat und das kleine Land, das seit Juni 2022 EU-Beitrittskandidat ist, weiter für Europa öffnen wird.